St. Gilgen und der Wolfgangsee
Sankt Gilgen ist eine Gemeinde im Bezirk Salzburg-Umgebung (Flachgau), im Salzburger Salzkammergut in Österreich. Die Gemeinde hat 3928 Einwohner (Stand 1. Jänner 2019) und ist als Sommerfrische bekannt geworden.
Geschichte
Sankt Gilgen wurde nach dem heiligen Ägidius benannt, den man im deutschen Sprachraum auch Gilg oder Gilgian nennt. Ursprünglich hieß der Ort Oberdrum. Dieser Name war ein Hinweis auf die geografische Lage, nämlich am oberen Teil (Drum, Trum) des Sees, bis in das 19. Jahrhundert sagte man auch Sankt Ägidi zum Ort.
Der Raum war schon vorgeschichtlich besiedelt. Die Pfahlbauten von Scharfling sind schon für das 5. vorchristliche Jahrtausend befundet, die Pfahlbauten in See am Mondsee, Namengeber der Mondseekultur, gehören zu den bedeutendsten Ansiedlungen des Alpenraums in der späteren Jungsteinzeit (3800–3300 v. Chr.). Bronzezeit ist in der Oberburgau nachgewiesen. In der eisenzeitlichen Keltenzeit war das nahe Hallstatt Hauptort der Hallstattkultur (800–450 v. Chr.). Beim Kaiserbrunnen am Attersee sind Funde des 1. Jahrhunderts v. Chr. gemacht worden. Die Altstraße aus dem Ischltal nach Osten war auch als Römerstraße bedeutend (Römerzeit in Österreich 15–487 n. Chr.), sie verlief von Iuvavum (Salzburg) zur Statio Escensis (Ischl). Ihr Verlauf entlang des Wolfgangsees ist ungeklärt. Alle diese Einflüsse lassen eine zumindest punktuelle Besiedlungen der Seeufer wie auch Berggebiete im Gemeindegebiet vermuten, eine Siedlungskontinuität ist aber unsicher.
Um 750 n. Chr. schenkte der Herzog Odilo (Bayern) der Salzburger Kirche das Gebiet des Abersees (Aberseeland), um es von Mönchen erschließen zu lassen. Bis zum 13. Jahrhundert war das Gebiet des Wolfgangtals im Großen und Ganzen vollständig kultiviert. Zu dieser Zeit gab es ungefähr zehn Häuser. Auch die erste Kirche wurde in diesem Zeitraum erbaut. Die Wallfahrt nach St. Wolfgang war im Mittelalter eine der bedeutendsten Europas, sodass das Gebiet zwischen dem Bistum Salzburg und dem Kloster Mondsee (Thalgau), später dem habsburgischen Österreich (Wolfgangland) umstritten war. Auch die Nähe zum Ischler Salzberg wirkte sich politisch aus. Ab dieser Zeit bildete Sankt Gilgen gemeinsam mit Strobl und Fuschl die Herrschaft Hüttenstein, ursprünglich auf der Burg an der Scharflinger Höhe angesiedelt, ab dem mittleren 16. Jahrhundert am neuen Schloss am Krotensee.
Schon 1380 kam der Attergau an das Habsburgische Österreich, 1506 auch Wildeneck (mitsamt der weltlichen Gerichtsbarkeit über das Mondseeland), verpfändeten es aber bis 1664 an Salzburg. Bei der Rückgabe postulierten die Salzburger Erzbischöfe ihre Landesherrlichkeit über die Burgau, wo sie schon ab dem Hochmittelalter Fischrechte innegehabt hatten (Fischmeister in Unterach). Erst mit einem Staatsvertrag vom 26. Mai 1689 zwischen Kaiser Leopold I. und Fürsterzbischof Thun wurden die Landesgrenzen abschließend geregelt.
Der Ort St. Gilgen war für die Wolfgang-Wallfahrt immer bedeutend, man setze per Boot über, oder wählte den Landweg über den Falkenstein. Durch die steigende Bevölkerung musste die Kirche zweimal neu gebaut werden, einmal im Jahre 1425 und ein zweites Mal im Jahre 1769. Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden die diversen durch Steilwände blockierten Straßen an den drei Seen als wirkliche Fahrwege eingerichtet. Nach Aufnahme der Schifffahrt auf dem Wolfgangsee (1873) und vor allem nach Errichtung der Salzkammergut-Lokalbahn (1893) nahm das zuvor unbedeutende Dorf und die anderen Gunstlagen an den Seen einen starken touristischen Aufschwung als Sommerfrische-Orte. Prominente wie der Arzt Theodor Billroth errichteten hier Sommervillen. In der Zwischenkriegszeit entwickelte sich auch eine Künstlerkolonie, die Zinkenbacher Malerkolonie. Die Entwicklung als Tourismusregion setzte sich auch in der Nachkriegszeit fort.
Geografie
Sankt Gilgen befindet sich 25 Kilometer östlich von Salzburg, 15 Kilometer südöstlich von Thalgau, und 20 Kilometer westlich von Bad Ischl, und bildet einen Ostrand des Bundeslandes zu Oberösterreich hin. Das Gemeindegebiet wird geprägt durch den Wolfgangsee (538 m ü. A.), den Schafberg (1782 m ü. A.) und das Zwölferhorn (1521 m ü. A.).
St. Gilgen ist eine der drei umliegenden Gemeinden des Wolfgangsees, neben Strobl und St. Wolfgang, und die östlichste der Gemeinden im Wolfgang-/Ischltal. Dabei gehört gut die Hälfte des Sees zu St. Gilgen, die Ostgrenze liegt an der Engstelle des Sees bei der Zinkenbach-Halbinsel, mit dem Zinkenbach–Königsbach als Grenze. Zur Gemeinde gehört auch die Nordseite der Osterhorngruppe südlich des Sees, Südspitze des Gemeindegebiets ist das Holzeck hinter dem Königsberger Horn. Am Nordufer gehört die Ried am Schafbergfuß ebenfalls noch zu St. Gilgen. Am Westende des Sees liegen die Weitung des Ortes St. Gilgen mit dem St. Gilgener Berg und der Talkessel Winkl–Zeppezau. Hier gehören auch die Südteile der Höllkargruppe (Schobergruppe) zur Gemeinde, bis zum Eibenssee und an die Drachenwand.
Zu St. Gilgen gehören aber auch noch die Burgau genannten Gebiete nordöstlich hinter der Scharflinger Höhe und dem Schafberg, das sind die Oberburgau am Mondsee und die Unterburgau am Attersee. Damit ist St. Gilgen neben Mondsee, Tiefgraben, St. Lorenz, Innerschwand und Unterach eine der Mondseegemeinden, und neben Unterach, Steinbach, Nußdorf, Weyregg, Attersee, Schörfling und Seewalchen eine der Atterseegemeinden. Der Schafberg gehört ebenfalls weitgehend zu St. Gilgen, insbesondere der gesamte Gipfel, zu St. Wolfgang gehört nur die Südwestflanke. Grenze ist in der Scharte zwischen Spinnerin und Törlspitz. Nordwestliche Gemeindegrenze sind Breitenberg und Sechserkogel schon am Fuß des Leonsbergs (Zimnitz) und über dem Weißenbachtal.
Das Gemeindegebiet hat eine Fläche von 98,67 km².
Persönlichkeiten
mit Bezug zur Gemeinde
- Anselm Lürzer von Zechenthal OSB (1661–1718), römisch-katholischer Theologe und Abt von St. Blasius zu Admont
- Anna Maria Walburga Pertl (1720–1778), Bezirksrichterstochter (Vater Wolfgang Nikolaus Pertl, 1667–1724), Mutter von Wolfgang Amadé Mozart
- August Brunetti-Pisano (1870–1943), Komponist
- Adolf Helmberger (1885–1967), Porträt- und Landschaftsmaler
- Annemarie Reitsamer (* 1941), österreichische Politikerin
- Josef Eisl (1914–1968), österreichischer Politiker
- Wolfgang Pöckl (* 1952), Sprach- und Übersetzungswissenschaftler
- Wolfgang Eisl (* 1954), österreichischer Politiker (Zinkenbach/Abersee)
- Helmut Kohl (1930–2017), deutscher Bundeskanzler - in den 1980er Jahren erlangte Sankt Gilgen in Deutschland als Urlaubsort des damaligen Bundeskanzlers zusätzliches mediales Interesse. Kohl wurde 1985 zum Ehrenbürger von St. Gilgen ernannt.
- Hubert Raudaschl (* 1942), Segler, Weltmeister und Olympiamedaillengewinner
- Familie Lasser von Lasseregg (16.–18. Jahrhundert), Salzburger Bürger- und Adelsgeschlecht – Maierhof in Burgbachau (Fischmeister zu Unterach)
- Maria Anna Mozart, genannt „Nannerl“ (1751–1829), Schwester von Wolfgang Amadé Mozart – ehelichte den Bezirksrichter Johann Berchtold von Sonnenburg (1736–1801) und wohnte 1784–1801 in St. Gilgen
- Theodor Billroth (1829–1894), deutsch-österreichischer Pionier der Chirurgie, hatte in St. Gilgen seine Sommerfrische (Villa Billroth)
- Marie von Ebner-Eschenbach (1830–1916), Schriftstellerin – verbrachte zwischen 1889 und 1898 ihre Sommerfrische in St. Gilgen, meist in der 1885 erbauten Villa Kotzian
- Sigmund Friedl (1851–1914), österreichischer Philatelist – Anwesen in Burgbachau (Villa Ferrary/Friedl)
- Max Feilchenfeld (1852–1922), deutsch-österreichischer Bankier – Wahlheimat in St. Gilgen (Villa Feilchenfeld)
Karl von Frisch (1886–1982), österreichischer Bienenforscher, Nobelpreisträger – tätig in Brunnwinkel - Wilhelm Kestranek (1863–1925), österreichischer Industrieller – Wahlheimat in St. Gilgen (Villa Kestranek 1906/07)
- Rudolf Nemetschke (1902–1980), österreichischer Industrieller und Sportfunktionär – Anwesen in Burgau am Attersee 1978–2000 (Waldschlössl/Villa Nemetschke)
- Conrado José Kraémer (Kurt Kraemer, 1902–1965), spanisch-österreichischer Handelsagent – Anwesen in Burgau am Attersee ab 1960 (Villa Kraemer/Campeau)
- Carl Drewo (1929–1995), österreichischer Jazzmusiker – lebte jahrelang in St. Gilgen
- Miguel Herz-Kestranek (* 1948), österreichischer Schauspieler (Villa Kestranek)
- John Quincy Adams (1874–1933), österreichischer Maler – ließ sich eines der ersten Fertigteil-Holzhäuser aus Schweden nach St. Gilgen liefern, das er zur Sommerfrische bewohnte.
- Alfred Gerstenbrand (1881–1977), österreichischer Maler, Graphiker, Illustrator, Schriftsteller und Karikaturist – Wahlheimat in St. Gilgen
- Karl Franz Rankl (1898–1968), österreichischer Dirigent und Komponist
- Robert Campeau (* 1923), kanadischer Unternehmer – Anwesen in Burgau am Attersee 1978–2000 (Villa Kraemer/Campeau, Hotel Burgau)
- Michael Jeannée (* 1943), österreichischer Journalist
- Gerhard Andlinger (1931–2017), österreichisch-amerikanischer Unternehmer – Anwesen in Burgau am Attersee seit 2000 (Villa Campeau/Andlinger, Hotel Burgau)
- Gerhard Tötschinger (1946–2016), österreichischer Schauspieler, Autor und Intendant – verstorben in St. Gilgen
Der Wolfgangsee
Der Wolfgangsee, mit älterem Namen auch Abersee, ist ein See in Österreich. Er liegt zum größten Teil im Nordosten des Bundeslandes Salzburg, ein kleiner Teil gehört zu Oberösterreich, und er ist mit 13 km² einer der größten und bekanntesten Seen in der Region Salzkammergut. Am Wolfgangsee liegen die Salzburger Gemeinden Sankt Gilgen und Strobl sowie die oberösterreichische Gemeinde Sankt Wolfgang im Salzkammergut. Das Gebiet um den Wolfgangsee gilt als viel besuchte Tourismusregion (Ferienregion Wolfgangsee).
Der ursprüngliche Name des Sees lautet Abersee, in älterer Schreibung auch Äbersee und in ähnlichen Varianten anzutreffen. Der erste urkundliche Beleg stammt mit "ad Abriani lacu" (lat. ‚beim Abriansee‘) aus dem Jahr 788. Ein keltischer Ursprung des Wortteiles Aber- wird ausgeschlossen, und man führt die Benennung des Sees auf eine Person mit dem althochdeutschen Namen Aparin zurück, der hier Fischereirechte ausübte und/oder Grundbesitz hatte (Dasselbe Benennungsmotiv wird auch bei einigen anderen Seen der näheren und weiteren Umgebung angenommen). Es könnte auch nur der Name des – als eigenständiger "Untersee" interpretierten – Ostteils gewesen sein, St. Gilgen hieß ursprünglich Oberdrum, eine Benennung wie bei den drei Trumer Seen im Salzburger Seengebiet.
Eine Benennung des Sees nach dem Ort St. Wolfgang findet sich erstmals mit "Wolfgangersee" schon im Jahr 1381, blieb aber noch lange Zeit eine Ausnahme. Der Name nach der Ansiedlung fand auch Eingang in die ersten Landkarten des 16. und 17. Jahrhunderts, doch eine endgültige Verdrängung des Namens "Abersee" durch "Wolfgangsee" wird erst auf den stark zunehmenden Tourismus in der Gegend nach dem Zweiten Weltkrieg zurückgeführt. Der Wolfgangsee wird heute nur noch selten "Abersee" genannt.
Der Wolfgangsee hat eine Fläche von 13 km². Er liegt auf einer Seehöhe von 538 Metern und ist an seiner tiefsten Stelle 114 Meter tief. Durch den Schwemmkegel des Zinkenbach aus der Osterhorngruppe, der Zinkenbach-Halbinsel am Südufer, und dem kleineren Schwemmtrichter des Dillbach vom Schafberg, wird er in zwei Seebecken geteilt. An dieser Stelle ist der See nur gut 200 Meter breit und 20 m tief. Der Zinkenbach ist der Hauptzufluss des Wolfgangsees, der Abfluss erfolgt über die Ischler Ache (Ischl) am östlichen Ende. Der mittlere Abfluss (MQ) beträgt 5,4 m³/s, die (theoretische) Wassererneuerungszeit 3,9 Jahre.
Die anliegenden Orte, St. Gilgen, Strobl, Abersee und Ried befinden sich auf salzburgischem Gebiet; einzig St. Wolfgang liegt in Oberösterreich. Als Verbindung von St. Wolfgang nach St. Gilgen auf der Nordseite des Sees existiert nur ein Fußweg über die Erhebung des Falkenstein. Die einzige Insel im Wolfgangsee ist die winzige Metzgerinsel mit dem Ochsenkreuz.